Vitamin D und Demenzrisiko

Vitamin D und Demenzrisiko

Vitamin D, oft als das "Sonnenscheinvitamin" bezeichnet, spielt eine entscheidende Rolle in zahlreichen Körperfunktionen, einschließlich der Kalziumhomöostase und der Knochengesundheit. In den letzten Jahren haben Studien zunehmend seine potenzielle Rolle in der Prävention und Behandlung von Demenz erforscht. Demenz ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die durch einen Verlust von Gedächtnis, Sprachfähigkeiten und anderen kognitiven Funktionen gekennzeichnet ist. Weltweit sind Millionen von Menschen betroffen, und die Suche nach wirksamen Präventions- und Behandlungsoptionen ist ein zentrales Anliegen der medizinischen Forschung. 

Vitamin D und Gehirngesundheit 

Vitamin D-Rezeptoren sind im ganzen Gehirn verteilt, insbesondere in Arealen, die für die kognitive Funktion und das Gedächtnis wichtig sind. Präklinische Studien haben gezeigt, dass Vitamin D eine neuroprotektive Wirkung hat, indem es entzündungshemmende und antioxidative Wege moduliert sowie die Neuroplastizität fördert. Epidemiologische Studien haben ebenfalls einen Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und einem erhöhten Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz aufgezeigt. 

Die Studien haben ergeben, dass Personen mit Vitamin-D-Mangel ein höheres Risiko für die Entwicklung von Demenz hatten im Vergleich zu Personen mit ausreichenden Vitamin-D-Spiegeln. Die Hypothese ist, dass Vitamin D neuroprotektive Effekte durch die Regulierung von Enzymen im Gehirn ausübt, die an der Pathogenese der Alzheimer-Krankheit beteiligt sind, der häufigsten Form von Demenz. 

Mechanismen der Wirkung 

  • Neuronale Schutzfunktion: Vitamin D schützt Neuronen vor Schädigungen durch freie Radikale und Entzündungen. Freie Radikale sind Moleküle, die Zellen schädigen können, und Entzündungen sind eine Reaktion des Körpers, die in vielen Krankheiten, einschließlich Demenz, eine Rolle spielt. 

  • Regulation von Gehirnprozessen: Vitamin D beeinflusst die Produktion von Neurotransmittern und die Nervenwachstumsfaktoren. Diese sind entscheidend für die Kommunikation zwischen den Gehirnzellen und für die Gehirnentwicklung und -reparatur. 

  • Reduzierung von Plaquebildung: Bei Alzheimer, einer spezifischen Art der Demenz, akkumulieren Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn. Studien deuten darauf hin, dass Vitamin D zur Reduzierung dieser Plaques beitragen kann. 

Diese Erkenntnisse unterstützen die Hypothese, dass Vitamin D nicht nur eine Schlüsselrolle in der Knochengesundheit spielt, sondern auch entscheidend für die Aufrechterhaltung der kognitiven Funktionen ist. 

 

Ernährung und Supplementierung 

Angesichts der potenziellen Verbindung zwischen Vitamin D und Demenz ist eine ausreichende Versorgung mit diesem Vitamin von entscheidender Bedeutung. Die Hauptquellen für Vitamin D sind Sonnenlichtexposition, Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel. In Regionen mit geringer Sonnenlichtexposition oder bei Personen, die wenig Zeit im Freien verbringen, kann die Vitamin-D-Aufnahme durch die Nahrung oft unzureichend sein. 

Nahrungsmittel, die natürlich reich an Vitamin D sind, umfassen fetten Fisch wie Lachs und Makrele, Fischleberöle und in geringerem Maße Eigelb und bestimmte Pilzarten. Viele Länder haben zudem Programme zur Vitamin-D-Anreicherung von Lebensmitteln wie Milch, Saft und Getreide eingeführt. 

Für Personen, die nicht ausreichend Vitamin D über ihre Ernährung oder durch Sonnenlicht erhalten, können Nahrungsergänzungsmittel eine wichtige Rolle spielen. Empfohlene Tagesdosen variieren je nach Alter, Geschlecht und gesundheitlichen Bedingungen. 

Neue Erkenntnisse aus der UK Biobank Studie  

Eine kürzlich veröffentlichte Studie aus dem Vereinigten Königreich, durchgeführt an 269.229 Teilnehmern im Alter von 55 bis 69 Jahren, darunter 52% Frauen und 48% Männer, liefert neue Erkenntnisse über die Assoziation zwischen Vitamin-D-Spiegeln und Demenzrisiko. Über eine mediane Nachbeobachtungszeit von 13,6 Jahren hinweg, basierend auf Daten der UK Biobank, wurde untersucht, wie der Serum-Vitamin-D-Status und die Nutzung von Vitamin-D-Supplementen (allein oder als Teil eines Multivitamins) mit dem Risiko für Demenz im Allgemeinen, Alzheimer-Krankheit und vaskuläre Demenz zusammenhängen. 

Zu Beginn der Studie wurden die Vitamin-D-Werte im Serum der Teilnehmer gemessen und Informationen zur Verwendung von Vitamin-D-Supplementen erfasst. Die Teilnehmer wurden entsprechend ihrem Vitamin-D-Status in drei Kategorien eingeteilt: Vitamin-D-Mangel (<30 nmol/L oder <12 ng/mL), Vitamin-D-Insuffizienz (30–49 nmol/L oder 12–19 ng/mL) und Vitamin-D-Suffizienz (≥50 nmol/L oder ≥20 ng/mL). Zudem wurden die Daten hinsichtlich einer Vielzahl von Störfaktoren wie APOE ε4-Status, Alter, Geschlecht, sozioökonomischem Status, Rauchgewohnheiten, Alkoholkonsum, körperlicher Aktivität, Ernährungsqualität, Zeit im Freien, BMI, Krankheitsstatus und kardiometabolischen Biomarkern adjustiert. 

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass im Vergleich zu Teilnehmern mit ausreichenden Vitamin-D-Werten das Risiko, an Demenz zu erkranken, bei Teilnehmern mit Vitamin-D-Insuffizienz um 11% und bei Vitamin-D-Mangel um 25% höher war. Ähnliche Muster wurden bei spezifischen Demenztypen beobachtet: Das Risiko für die Alzheimer-Krankheit war bei Vitamin-D-Insuffizienz um 10% und bei Vitamin-D-Mangel um 19% erhöht; das Risiko für vaskuläre Demenz stieg bei Insuffizienz um 15% und bei Mangel um 24%. 

Interessanterweise zeigten die Ergebnisse auch, dass Teilnehmer, die Vitamin-D-Supplemente verwendeten, ein um 17% geringeres Risiko hatten, an Alzheimer zu erkranken, und dass die Nutzung von Multivitaminen mit einem um 14% geringeren Risiko für vaskuläre Demenz verbunden war, verglichen mit Personen, die keine solchen Supplementen nahmen. 

Diese umfangreiche Studie unterstreicht die Bedeutung eines angemessenen Vitamin-D-Spiegels zur Minimierung des Risikos neurodegenerativer Erkrankungen und betont die potenziellen Vorteile von Vitamin-D-Supplementierung als präventive Maßnahme gegen verschiedene Formen der Demenz. Diese Erkenntnisse erweitern das Verständnis über die klinische Bedeutung von Vitamin D und bieten wertvolle Ansätze für öffentliche Gesundheitsstrategien sowie individuelle Präventionsmaßnahmen. 

 

Quellen: 

  1. Sudlow, Cathie et al. “UK biobank: an open access resource for identifying the causes of a wide range of complex diseases of middle and old age.” PLoS medicine vol. 12,3 e1001779. 31 Mar. 2015, doi:10.1371/journal.pmed.1001779
  2. Chen, Li-Ju et al. “The associations of serum vitamin D status and vitamin D supplements use with all-cause dementia, Alzheimer's disease, and vascular dementia: a UK Biobank based prospective cohort study.” The American journal of clinical nutrition vol. 119,4 (2024): 1052-1064. doi:10.1016/j.ajcnut.2024.01.020
  3. Afzal, Shoaib et al. “Reduced 25-hydroxyvitamin D and risk of Alzheimer's disease and vascular dementia.” Alzheimer's & dementia : the journal of the Alzheimer's Association vol. 10,3 (2014): 296-302. doi:10.1016/j.jalz.2013.05.1765
  4. Geng, Tingting et al. “Association of serum 25-hydroxyvitamin D concentrations with risk of dementia among individuals with type 2 diabetes: A cohort study in the UK Biobank.” PLoS medicine vol. 19,1 e1003906. 13 Jan. 2022, doi:10.1371/journal.pmed.1003906
  5. Jayedi, Ahmad et al. “Vitamin D status and risk of dementia and Alzheimer's disease: A meta-analysis of dose-response .” Nutritional neuroscience vol. 22,11 (2019): 750-759. doi:10.1080/1028415X.2018.1436639 
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