
Warum Proteine nicht nur für Sportler:innen essenziell sind
Proteine als fundamentaler Baustein des Organismus
Proteine sind essenzielle Makronährstoffe, die eine Schlüsselrolle in zahlreichen physiologischen Prozessen spielen. Sie sind nicht nur für den Muskelaufbau relevant, sondern auch für Zellregeneration, Immunabwehr, Enzymproduktion und viele weitere biologische Funktionen. Insbesondere in Phasen erhöhten Bedarfs, wie während des Wachstums, in der Schwangerschaft, im Alter oder bei bestimmten Erkrankungen, kann eine adäquate Proteinzufuhr entscheidend für die Erhaltung der Gesundheit sein. Dieser Beitrag beleuchtet die vielseitigen Funktionen von Proteinen und erläutert, warum eine ausreichende Proteinzufuhr nicht nur für Sportler:innen von Vorteil ist.
Struktur und biologische Bedeutung von Proteinen
Proteine bestehen aus Aminosäuren, die über Peptidbindungen miteinander verknüpft sind. Man unterscheidet zwischen essenziellen und nicht-essenziellen Aminosäuren. Essenzielle Aminosäuren müssen über die Nahrung aufgenommen werden, da der menschliche Organismus sie nicht selbst synthetisieren kann. Proteine sind essenzielle Bausteine von Muskelgewebe, Haut, Haaren, Enzymen, Hormonen und Antikörpern. Sie sind zudem an der Regulation zahlreicher Stoffwechselprozesse beteiligt. Hochwertige Proteinquellen umfassen sowohl tierische Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier als auch pflanzliche Quellen wie Hülsenfrüchte, Quinoa, Nüsse und Samen.
Physiologische Funktionen von Proteinen
Proteine erfüllen eine Vielzahl von Aufgaben im menschlichen Organismus:
-
Muskelproteinsynthese und Erhalt der Muskelmasse: Eine ausreichende Proteinzufuhr unterstützt den Muskelaufbau, erhält bestehende Muskelmasse und beugt altersbedingtem Muskelabbau (Sarkopenie) vor.
-
Energiestoffwechsel und Sättigungsregulation: Proteine tragen durch ihre thermogene Wirkung zur Erhöhung des Grundumsatzes bei und fördern ein langanhaltendes Sättigungsgefühl, was sie für das Gewichtsmanagement besonders wertvoll macht.
-
Immunmodulation: Immunglobuline und andere Immunfaktoren bestehen aus Proteinen und sind essenziell für die Infektabwehr und Wundheilung.
-
Regeneration und Zellwachstum: Proteine sind unentbehrlich für Zellproliferation, Gewebereparatur und Wundheilung.
-
Enzym- und Hormonproduktion: Zahlreiche Enzyme sowie Peptidhormone wie Insulin oder Wachstumshormone bestehen aus Proteinen und regulieren wesentliche Stoffwechselprozesse.
-
Strukturelle Funktionen: Kollagen und Elastin sind für die Stabilität von Haut, Sehnen, Bändern und Knochen unerlässlich.
-
Neurotransmitterbildung: Bestimmte Aminosäuren, wie Tryptophan und Tyrosin, sind Vorläufer wichtiger Neurotransmitter, die an der Regulation von Stimmung und Kognition beteiligt sind.
-
Blutzuckerregulation: Eine proteinreiche Ernährung kann helfen, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren, indem sie die Ausschüttung von Insulin moduliert und Heißhungerattacken reduziert.
Vorteile und supplementäre Bedeutung von Proteinpulvern
Obwohl eine abwechslungsreiche Ernährung in der Regel ausreicht, um den Proteinbedarf zu decken, gibt es Situationen, in denen eine gezielte Supplementation sinnvoll sein kann:
-
Optimierte Nährstoffversorgung: Proteinpulver sind eine zeiteffiziente und leicht verdauliche Proteinquelle.
-
Muskelproteinsynthese und Regeneration: Besonders im post-exercise Zeitraum können Proteinshakes den anabolen Stoffwechselprozess unterstützen und die Muskelregeneration beschleunigen.
-
Erhöhter Bedarf in spezifischen Populationen: Schwangerschaft, Stillzeit, fortgeschrittenes Alter sowie bestimmte Krankheitszustände erfordern oft eine gesteigerte Proteinzufuhr.
-
Vegetarische und vegane Ernährung: Pflanzliche Proteinpulver (z. B. aus Erbsen oder Reis) können helfen, potenzielle Defizite bei einer rein pflanzlichen Ernährung auszugleichen.
-
Praktikabilität und Flexibilität: Proteinpulver lassen sich leicht in verschiedene Speisen integrieren, wie Smoothies, Joghurt, Suppen oder Backwaren.
-
Katabolen Prozessen entgegenwirken: Während intensiver sportlicher Belastung oder langer Fastenphasen kann eine gezielte Proteinaufnahme Muskelabbau verhindern.
Proteinbedarf: Empfehlungen und Bedarfsanpassung
Die empfohlene Proteinzufuhr beträgt für gesunde Erwachsene etwa 0,8 g pro kg Körpergewicht pro Tag. In bestimmten Bevölkerungsgruppen kann der Bedarf jedoch signifikant erhöht sein:
-
Sportler:innen: Je nach Trainingsintensität liegt der empfohlene Bedarf zwischen 1,2 und 2,0 g/kg Körpergewicht.
-
Schwangere und Stillende: Eine gesteigerte Proteinzufuhr von 1,1–1,5 g/kg Körpergewicht wird empfohlen.
-
Ältere Erwachsene: Eine Zufuhr von mindestens 1,0–1,2 g/kg Körpergewicht kann helfen, altersbedingten Muskelabbau zu reduzieren.
-
Personen mit metabolischem Stress (z. B. postoperativ oder bei chronischen Erkrankungen): Eine Proteinzufuhr von bis zu 2,0 g/kg Körpergewicht kann den Heilungsprozess fördern und den Erhalt der Muskelmasse unterstützen.
Potenzielle Risiken einer exzessiven Proteinzufuhr
Während eine proteinreiche Ernährung für gesunde Personen in der Regel gut verträglich ist, empfiehlt es sich, bei einer deutlich erhöhten Proteinzufuhr einige Aspekte im Blick zu behalten:
-
Stickstoffausscheidung über die Nieren: Der Abbau überschüssiger Proteine führt zur Bildung von Harnstoff, der über die Nieren ausgeschieden wird. Menschen mit bekannten Nierenproblemen sollten daher ihre Proteinzufuhr in Rücksprache mit medizinischem Fachpersonal anpassen. Für gesunde Personen besteht jedoch bei normaler Flüssigkeitszufuhr in der Regel kein Risiko.
-
Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht halten: Eine stark proteinbetonte Ernährung sollte idealerweise durch basenbildende Lebensmittel wie Gemüse, Kräuter und Obst ergänzt werden. So lässt sich ein ausgewogenes Säure-Basen-Verhältnis aufrechterhalten und die Stoffwechselbelastung minimieren.
-
Makronährstoffverteilung im Blick behalten: Eine erhöhte Proteinzufuhr sollte nicht zu Lasten wichtiger Kohlenhydrat- und Fettquellen gehen. Eine ausgewogene Ernährung bleibt essenziell, um sowohl die Energieverfügbarkeit als auch die hormonelle Balance langfristig zu sichern. Durch gezielte Planung lassen sich proteinreiche Ernährungsformen optimal integrieren.
Einfluss der Proteinqualität auf die Bioverfügbarkeit
Nicht alle Proteine sind hinsichtlich ihrer biologischen Wertigkeit gleichwertig. Die biologische Wertigkeit beschreibt, wie effizient ein Protein in körpereigenes Protein umgewandelt werden kann. Tierische Proteine haben in der Regel eine höhere biologische Wertigkeit als pflanzliche Proteine. Durch gezielte Kombination pflanzlicher Proteine, wie Reis- und Erbsenprotein, kann jedoch eine optimale Aminosäurezusammensetzung erreicht werden.
Fazit: Proteine als integraler Bestandteil der Ernährung
Proteine sind weit mehr als nur ein Makronährstoff für den Muskelaufbau. Sie sind essenziell für Zellwachstum, Immunfunktion, Stoffwechsel und Regeneration. Eine bedarfsgerechte Proteinzufuhr trägt zur Aufrechterhaltung der Gesundheit bei und kann präventiv gegen altersbedingten Muskelabbau sowie metabolische Dysbalancen wirken. Die Wahl hochwertiger Proteinquellen sowie eine bedarfsgerechte Zufuhr sind entscheidend, um langfristige gesundheitliche Vorteile zu erzielen. Während eine ausgewogene Ernährung in der Regel eine ausreichende Proteinzufuhr sicherstellt, können Proteinpulver in bestimmten Situationen eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Entscheidend ist eine individuelle Anpassung der Proteinzufuhr an die jeweiligen Bedürfnisse und Lebensumstände, um die bestmögliche physiologische Funktion zu gewährleisten.
Quelle:
-
The impact of dietary protein intake on longevity and metabolic health, Kitada, Munehiro et al., eBioMedicine, Volume 43, 632 - 640
-
Lamina T, Brandt S, Abdi HI, et al. The Effect of Protein Intake on Health: A Systematic Review [Internet]. Rockville (MD): Agency for Healthcare Research and Quality (US); 2024 Nov. 1, Introduction. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK610205/
-
Lonnie M, Hooker E, Brunstrom JM, Corfe BM, Green MA, Watson AW, Williams EA, Stevenson EJ, Penson S, Johnstone AM. Protein for Life: Review of Optimal Protein Intake, Sustainable Dietary Sources and the Effect on Appetite in Ageing Adults. Nutrients. 2018 Mar 16;10(3):360. doi: 10.3390/nu10030360. PMID: 29547523; PMCID: PMC5872778.
-
The power of protein, Simpson, Stephen J et al., The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 112, Issue 1, 6 – 7
-
National Research Council (US) Committee on Diet and Health. Diet and Health: Implications for Reducing Chronic Disease Risk. Washington (DC): National Academies Press (US); 1989. 8, Protein. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK218739/
-
Thies F. Proteins: sources, benefits and global challenges. Proceedings of the Nutrition Society. 2021;80(2):105-105. doi:10.1017/S0029665120007946
-
Park YJ, Chung S, Hwang JT, Shon J, Kim E. A review of recent evidence of dietary protein intake and health. Nutr Res Pract. 2022 May;16(Suppl 1):S37-S46. doi: 10.4162/nrp.2022.16.S1.S37. Epub 2022 Mar 31. PMID: 35651841; PMCID: PMC9127511.
-
Mu, Wei-Chieh et al. “Long-Term Effects of Dietary Protein and Branched-Chain Amino Acids on Metabolism and Inflammation in Mice.” Nutrients vol. 10,7 918. 18 Jul. 2018, doi:10.3390/nu10070918
-
Levine, Morgan E et al. “Low protein intake is associated with a major reduction in IGF-1, cancer, and overall mortality in the 65 and younger but not older population.” Cell metabolism vol. 19,3 (2014): 407-17. doi:10.1016/j.cmet.2014.02.006